Meine China Zukunftsreise 🌏

von | Jun 13, 2019 | Experiment und Selbstversuch | 2 Kommentare

„Heading for the Future of Digital Ecosystems“

Am ersten Juni ging es los, für 10 Tage habe ich (Evelyn) Shenzhen, Guangzhou, Shanghai und Hangzhou bereist. Veranstaltet von der Außenwirtschaft Austria in Kooperation mit der Österreich Werbung. China hat eine Vorreiterrolle im Bereich der Digitalisierung eingenommen. Nicht nur rund um den Tourismus entstehen zahlreiche neue Anwendungen und Apps. Ziel der Reise war, genau diese kennen zu lernen aber auch Einblick in den Lebensalltag der chinesischen Bevölkerung zu bekommen, die in diesem digitalen Ökosystem leben.

Evelyn in Shanghai - im Hintergrund der Pearl Tower

 

Mein erster Tag und meine ersten Eindrücke & Learnings

Gleich am ersten Abend ging es los mit einem kurzen Impulsvortrag von Jan Smejkal, ehemaliger CEO von Startup Grind China & APAC, Mitbegründer und Partner des österreichischen Venture Capital Funds 5X Ventures. Jeder der wissen will, was sich am chinesischen Markt so tut, sollte ihm am besten auf Twitter folgen.

Jan Smejkal

Jan kommt aus dem Herzen Europas, lebt jetzt aber in Shenzhen. Genau dort, wo sich die Tech-Industrie im Moment rasant entwickelt. Er erforscht zurzeit den Einzug der digitalen Welt in den chinesischen Alltag. Digitales (online) in das tägliche Leben zu integrieren (offline) – genau da passiert im Moment mit atemberaubender Geschwindigkeit so viel am chinesischen Markt, dass mir ganz schwindlig wird.

Ich möchte hier meine Gedanken dazu etwas ausführlicher auflisten. Einiges davon ist vielleicht auch schon vermischt mit den Erlebnissen der gesamten Woche – trotzdem soll es hier Platz finden.

Fazit und Learnings für mich rückblickend auf den ersten Abend:

  • Alibaba und Tencent (WeChat) investieren in 40 bis 60 StartUps jährlich. Das macht überhaupt erst die rasanten Entwicklungen möglich. Budget trifft hier auf innovative Ideen und top ausgebildete Unternehmer.
  • Gamification spielt eine sehr große Rolle. Alles soll Spaß machen, sich bunt und kitschig darstellen, erzeugt am besten noch einen QR Code der sofort geteilt werden kann.
  • QR Codes everywhere. Und ja, es ist so. Bezahlt wird damit, geteilt wird damit, vernetzt wird damit. Scannen und aus. So einfach geht das.
  • Bezahlt wird mit WeChat Pay oder Alipay. Eben über den Scan eines QR Codes. Kunde scannt Code im Geschäft und übernimmt damit den Betrag -> dieser Betrag wird vom Kunden freigegeben und der Kunde erzeugt für die Freigabe der Zahlung per Knopfdruck wieder einen QR Code, der nun vom Geschäft gescannt wird.
  • Chinesen lieben Coupons und Rabatte – mit dem scannen eines QR Codes kommen sie zu genau diesen Vergünstigungen.
  • Es gibt die Alibaba und die WeChat (= Tencent) Welt. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Apps und Applikationen, die im Vergleich alle komplett gleich ausschauen. Design spielt hier keine Rolle. Schnelligkeit zählt. Funktion ist das wichtigste Element. Ich denke hier sofort an die Entwicklungen bei uns in Richtung Progressiv Web App. In meinem Verständnis geht auch „unser“ Weg dorthin.
  • Mobil und sonst gar nichts. Viele Chinesen haben mit dem Mobiltelefon das erste Mal Zugang zum Internet. Desktop existiert quasi nicht mehr. Statt „mobile first“ wohl eher „mobile only“.
  • Alibaba und WeChat erledigen Dinge und verdienen damit Geld. Sie helfen, den Alltag einfacher und unkomplizierter zu machen. Geld wird also mit einer Leistung verdient und nicht mit Werbung. Ganz im Gegensatz zu unserem Facebook und Google Universum – hier soll der User möglichst lange auf der Plattform bleiben um möglichst viel (bezahlte) Werbung zu konsumieren. Ich mag das Konzept!

Tencent - WeChat

Zu einem späteren Zeitpunkt der Reise hatte ich noch Gelegenheit, Matthew Brennan kennen zu lernen. Er wird noch intensiver auf WeChat und die Welt der Mini-Apps eingehen – da erzähle ich im Detail noch mehr davon.

  • Websites sind nicht mehr wichtig. Es gibt die großen Plattformen (als App) und sogenannte Miniprogramme, die Funktionen erfüllen wie Lieferservices oder individuelle und persönliche Dienstleistungen (von Wohnung aufräumen, über Besorgungen, hin zur Begleitung für die nächste Party).
  • Innerhalb von Alibaba und WeChat werden Verträge via Fingerprint oder Facial Recognition (= Gesichtserkennung) rechtsgültig abgeschlossen. Der Mietvertrag einer Wohnung genau so wie der Zustellungsauftrag für ein Dokument. Miniprogramm wählen -> Funktion wählen -> Daten sind schon vorausgefüllt (weil die Universen ja meine Daten alle verfügbar haben) und mit Fingerprint bestätigen und bezahlen.
  • Die „Great Wall of China“ ist nicht nur ein Bauwerk sondern auch in der digitalen Welt verankert. Das chinesische „Internet“ ist ein Paralleluniversum und erlaubt keinen Zugang zu Twitter, Facebook, den Messenger oder die gesamte Google Welt. Statt YouTube wird Youku verwendet, statt Twitter Weibo und Baidu ist eine große Suchmaschine.
  • Zitat Jan: „Without your Phone, you are dead here in China.“

Was für ein Einstieg in die „Future of Travel“ Reise. Die gute Nachricht: es wurde noch besser und interessanter als es sich am Sonntag Abend angekündigt hat.

Evelyn in Shanghai - im Hintergrund Shanghai TowerShenzhen - Blick vom Hotel