Zwischen Feld und Feed: Wenn Landwirtschaft auf Design trifft

von | Juni 4, 2025 | Tipps & Anleitungen | 0 Kommentare

Vergangenen Dienstag, am 03.06.2025, durfte ich (Evelyn) bei einem besonderen Event dabei sein – dem DESIGN SPRINT FÜR LANDWIRT:INNEN bei Design ab Hof. Was für ein wunderbarer Ort für einen solchen Austausch! Hier verbindet sich Gutes aus der Landwirtschaft mit Besonderem aus dem Designbereich, und genau das war auch spürbar, als wir uns in der idyllischen Atmosphäre des Hofes zum Gespräch zusammengefunden haben. Die charmante Gastgeberin Karin Heschl-Polzhofer hat hier einen wunderbaren Ort geschaffen.

Als geladene Designerin und Agenturchefin war ich gespannt auf die Fragen und Herausforderungen, mit denen sich Landwirt:innen in der digitalen Welt konfrontiert sehen. Und die waren vielfältiger und ehrlicher, als ich erwartet hatte.

Die Veranstaltung war Teil des Designmonats 2025.

Hofladen bei Design ab Hof in Pöllau.

Die Fragen, die uns alle bewegen

„Wie schafft man es, präsent zu sein?“ – Diese Frage hallte durch den ganzen Nachmittag. Dahinter steckt ein Gefühl, das viele von uns kennen: die Überforderung im digitalen Raum. Social Media Stillstand, fehlende neue Kund:innen, die Unsicherheit vor der Kamera. Eine Landwirtin brachte es auf den Punkt: „Ich stecke fest in Social Media – es tut sich nichts mehr bei den Follower:innen – warum?“

Eine andere Stimme: „Ich fühle mich unwohl vor der Kamera, gefalle mir nicht, ich kann mich nicht sprechen hören – andere sind hier so viel besser! Wie schaffe ich das?“

Diese Authentizität hat mich berührt. Hier sitzen Menschen, die täglich harte Arbeit leisten, wunderbare Produkte schaffen, aber sich klein fühlen, wenn es um die digitale Präsentation geht.

Meine drei Haupterkenntnisse aus dem Austausch

1. Digital UND analog – kein Entweder-oder

Ein Teilnehmer meinte: „Homepage: die brauchen wir eigentlich nicht, die ist ganz retro.“ Hier muss ich widersprechen. Digitale Lösungen sind kein Allheilmittel, aber auch kein überflüssiger Schnickschnack. Sie sind Werkzeuge, die – richtig eingesetzt – die analogen Beziehungen stärken können. Auch wenn jemand einen Flyer findet, macht er oder sie sich schlussendlich im Netz auf die Suche und schaut sich an, ob sich ein Besuch lohnt. Eine nicht funktionierende, unschöne und unprofessionelle Website ist hier nicht ratsam.

Mein Tipp: Denkt digital als Verstärker eurer analogen Stärken. Eure Workshops laufen gut? Zeigt online, wer dahintersteckt. Eure Produkte sind besonders? Erzählt online ihre Geschichte. Das eine ersetzt nicht das andere – es ergänzt sich.

2. Professionalität ist eine Investition, keine Ausgabe

„Wie erreiche ich die richtigen Kund:innen?“ – Diese Frage kam mehrfach auf. Aber bevor wir über die richtigen Kund:innen sprechen, müssen wir über die richtige Präsentation sprechen.

Meine Empfehlung: Investiert einmal bewusst in eure professionelle Außendarstellung. Ein durchdachtes Logo, ein stimmiges Social Media Profil, professionelle Fotos eurer Produkte – das sind keine Luxusausgaben, sondern Investitionen in eure Zukunft. Oft reicht schon ein kleiner Schritt, um den großen Unterschied zu machen.

3. Kooperation schlägt Konkurrenz

Die bewegendste Erkenntnis des Tages kam mit der Frage: „Ich möchte mich abheben!“ Aber abheben muss nicht bedeuten, sich zu isolieren. Ganz im Gegenteil – in unserer Region schlummert ein unglaubliches Potenzial an Synergien. Andere Direktvermarkter:innen, Handwerksbetriebe, die Gastronomie, Kreative – wir alle ergänzen uns perfekt. Ideen brauchen eine Basis um wachsen und gedeihen zu können. Und Innovation entsteht ebenfalls aus einer solchen soliden Basis.

Mein konkreter Tipp: Startet klein. Sucht euch zwei, drei Betriebe oder Kreative in eurer Nähe, die gut zu euch passen. Tauscht euch regelmäßig aus, teilt eure Posts, plant vielleicht einen gemeinsamen Marktstand. Design ab Hof zeigt uns, wie aus solchen Kooperationen etwas ganz Besonderes entstehen kann.

Die Antwort auf „Was kann ich konkret tun?“

Hier sind meine praktischen Tipps aus dem Austauch:

Sofort umsetzbar:

  • Definiert eure Wunschkund:innen ganz konkret (nicht „alle“, sondern „wer genau?“).
  • Überlegt, wie die Kund:innen zu euren Produkten kommen sollen. Wer nicht möchte, dass er zu Hause Besuch bekommt, braucht eine andere Strategie als jemand, der möchte, das Kund:innen sich die Produkte selbst abholen.
  • Sammelt Erfolgsgeschichten eurer bestehenden Kund:innen aber auch von Mitbewerber:innen.
  • Nutzt eure bestehenden Kontakte für Empfehlungen.
  • Stellt Fragen, hört zu.
    Der Radweg geht direkt am Hof vorbei? Frag‘ doch die Radfahrer:innen, was sie sich für einen Stopp bei dir wünschen würden.
    Der Hofladen im Ort hat eine gute Frequenz? Frag‘ die Verkäufer:in, welche Produkte Sie sich noch wünschen würde bzw. was besonders nachgefragt wird.
    Recherchiere selbst in den Social Media Kanälen und scheue dich nicht, Fragen und Kommentare an Mitbewerber:innen zu stellen. Im schlimmsten Fall antworten sie 😉.
  • Kümmert euch um den Google Unternehmenseintrag und den Bing Brancheneintrag.
  • Macht die Kontaktaufnahme mit euch so einfach wie möglich.
    Ob über einen QR-Code im Hofladen der zu eurem WhatsApp Kontakt führt oder über eine schön gestaltete Visitenkarte mit eurem Foto drauf – hier gibt es viele Ideen und Möglichkeiten. Nutzt sie!

Mit kleinem Budget:

  • Investiert in ein stimmiges Logo und in ein paar professionelle Produktfotos.
  • Lasst euer Social Media Profil einmal durchsehen und optimieren.
  • Erstellt eine einfache, aber stimmige Website.
  • Lasst euch helfen und lernt, euer Mobiltelefon für Fotos und Videos einzusetzen, die nicht nur euch gefallen.

Langfristig:

  • Baut systematisch Kooperationen in eurer Region auf
  • Plant regelmäßige, aber realistische Content-Erstellung
  • Investiert in eigenen Content – sprich: nicht alles nur bei Facebook, Instagram oder sonst wo zur Verfügung stellen. Was ist, wenn diese Kanäle sich verändern oder vielleicht gar nicht mehr zur Verfügung stehen – dann bricht euer Geschäftsmodell zusammen. Die eigene Website zeigt euch so, wie ihr euch das vorstellt und ihr habt die Hoheit über alles, was dort über euch erzählt wird.
  • Bleibt authentisch – eure Persönlichkeit ist euer größter Trumpf. Menschen kaufen von Menschen.

Mein Fazit

Was mich am meisten beeindruckt hat: die Offenheit und der Mut der Teilnehmer:innen, ihre Unsicherheiten zu teilen. Genau das ist der erste Schritt zur Veränderung. Digitale Präsenz ist kein Hexenwerk – aber sie braucht Zeit, Geduld und manchmal professionelle Unterstützung.

An alle Landwirt:innen da draußen: Ihr habt bereits das Wichtigste – authentische, qualitätsvolle Produkte und die Leidenschaft dafür. Jetzt geht es nur noch darum, das auch digital sichtbar zu machen. Ohne euch zu verbiegen, ohne euer Budget zu sprengen, aber mit System und Professionalität.

Ich freue mich auf den weiteren Austausch – denn genau solche Orte und Gespräche zeigen mir immer wieder, warum ich diesen Beruf liebe. Wenn Kreativität und Design auf Landwirtschaft trifft, entstehen ganz wunderbare Geschichten. Und das ist die gute Nachricht.


Du hast Fragen zum digitalen Marketing für landwirtschaftliche Betriebe oder möchtest dich über Kooperationsmöglichkeiten austauschen? Dann melde dich gerne bei uns! 😊


🔗 weitere Informationen zum Google Brancheneintrag im Blogartikel

🔗 weitere Informationen zum Bing Eintrag im Blogartikel